Alter, ich war echt schon auf schlechten Fortbildungen: Spielefortbildungen, auf denen nicht gespielt wurde, Differenzierungsfortbildungen, die für weniger Differenzierung im Unterricht warben und Mathefortbildungen, die den Forschungsstand von etwa 1975 referierten.**
Und ich hatte wirklich schon ganz ungemein großartige Fortbildungen, aus denen ich schlauer, inspirierter und eben hüpfend herausging. Mit einer Idee davon, wie zu gehende Wege aussehen könnten.
Ein nicht unbedeutender Teil dieser Hüpf-Fortbildungen wurde geleitet von Menschen, die die 60 schon mehr oder weniger deutlich überschritten hatten. Die sich nicht mehr damit aufhalten mussten, ihren allerneuesten wissenschaftlichen Artikel zu bewerben oder sich vor irgendjemandem zu profilieren. Menschen, die in ihrem jahrzehntelangem Tun etwas entwickelt, weiterentwickelt, reflektiert, verändert hatten und die Essenz ihres Tuns und Denkens jetzt unprätentiös weitergaben.
Eine dieser Personen ist Edeltraud Koschay, die Autorin des Rostocker Lese-Rechtschreib-Trainingsprogramms (RoLeR), über das ich hier schonmal kurz schrieb.
Frau Koschays Fortbildungen, die ich besuchen durfte, waren anstrengend, kopffüllend und wahnwitzig inspirierend. Diese nicht mehr ganz junge ostdeutsche Dame sprudelt über voll Begeisterung für gute pädagogische Arbeit und dafür, nicht zu ruhen, bis jedem Kind mit Leserechtschreibproblemen geholfen wurde. Dafür gibt es bei ihr nicht DEN einen Weg (schon das finde ich ja derbe sympathisch) – manches Kind profitiert vielleicht von der Linealprobe, ein anderes braucht laaange Übungen mit Silbenkarate, um Lang- und Kurzvokal zu unterscheiden. Lang- und Kurzvokal sind ein ganz wichtiger Punkt im Basistraining des RoLeR, ebenso dem Kind den Aufbau von Wörtern (und Sätzen) zu verdeutlichen. Die Arbeit im Basistraining erfolgt auf Silben- und Signalgruppenebene; letztere heißen dort „Blitzer“ und ich bin für die Übungen dazu so dermaßen dankbar. Es erhöht die Chance für sinnverstehendes Lese einfach ganz ungemein, wenn J., der vor dem Lesen auf „Blitzersuche“ ging, nun nicht mehr findeeeen oder Eeeeente liest.
Das muss Euch erstmal als Einblick genügen, mehr gibt´s im Dezember Januar: ich werde ein Mailinterview mit Frau Koschay führen und es dann hier veröffentlichen. Habt ihr auch Fragen? Dann immer her damit!
Noch mehr Ein- und Durchblicke gibt´s sogar live und für umme: ihr könnt im Rahmen der Winterakademie Mecklenburg-Vorpommern (5.-7.2.) an (bis zu) drei Tagen Fortbildungen von Frau Koschay besuchen. Ich selbst werde ebenfalls versuchen, für einen der Tage fortbildungsfrei zu bekommen. Falls jemand sich auf den Weg nach Rostock macht: meldet euch doch, vielleicht treffen wir uns auf einen Kaffee?*
P.S.: Ich mache hier höchst freiwillig und unbezahlt Reklame fürs RoLeR – einfach weil ich finde, es sollte bekannter sein.
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